Einige Katzen, die wir einfangen, kastrieren, tierärztlich versorgen und kennzeichnen lassen, machen es uns leicht. Sie sind so „wild“, dass sie uns eindeutig zeigen, nicht in menschlicher Obhut leben zu wollen. Diese Tiere werden dann nach der Kastration wieder an der Futterstelle ausgesetzt. Somit können wir zumindest die Endlosschleife der ständigen Vermehrung unterbrechen und die Lebensqualität dieser Tiere enorm verbessern. Das und die weitere Versorgung mit Futter ist das Beste was solchen scheuen Katzen passieren kann.
Schwierig wird die Entscheidung immer bei den Katzen, die nicht so deutlich in ihrer Sprache sind. Viele von ihnen sind durch schlechte Erfahrungen mit Menschen erst einmal ablehnend, das kann man ihnen auch nicht verdenken. Wir müssen dann aus unserer langjährigen Erfahrung heraus sagen, wer Potential für eine Vermittlung hat und wer nicht. Eine schwerwiegende Entscheidung von der abhängt, ob das Tier sich zukünftig weiter alleine durchschlagen wird oder aber – im Idealfall – irgendwann mit seinen Menschen auf dem Sofa sitzt. Generell würden wir gerne jedem Tier diese Chance und Zeit geben, aber das ist aus Platz- und Kapazitätsgründen nicht möglich. Eine gute Resozialisierung einer Katze kann schon einige Monate in Anspruch nehmen, und dann muss man Interessenten finden, die die Geduld und Liebe aufbringen, eine solche Katze aufzunehmen.
Und wieder klingelt das Telefon. Eine Kollegin fragt, ob ich einen Facebook Post über einen Kater gelesen hätte, den könnte keiner aufnehmen, und er wäre sehr in Not… Facebook ist als Informationsplattform sehr sinnvoll, gerade was die Tiervermittlung angeht. Täglich wird man mit teilweise dramatischen und blutigen Bildern konfrontiert von hungernden und gequälten Tieren, auch gerne aus dem Ausland, die sofort einen Platz brauchen, da sonst die Euthanasie etc. droht. Somit meide ich diese Seiten, da es ziemlich nervenaufreibend ist, ständig solche Zustände zu sehen und nicht wirklich helfen zu können…
Nach kurzer Rücksprache finde ich den Kater und die Fotos. Man kann ihn schlecht erkennen, aber das was man sieht, ist nicht schön. Es sieht dreckig, verkommen, dunkel und kalt aus. Kurze Zeit später habe ich die nötigen Infos. Kater Olli ist acht Jahre alt, lebt bei einem Alkoholiker, der kann/will sich nicht mehr um ihn kümmern. Das Tier wurde in der Szene wild herumgereicht und lebte bis jetzt schon in zehn (!) Stellen. Jetzt wäre das Tier nicht so gut drauf, und für 20 Euro könnte man ihn abholen. Erfahrungsgemäß weiß ich was passiert, wenn sich jetzt keine gute Lösung für den Olli findet. Es wird sich jemand melden, der denkt: „20 Euro, das ist aber günstig!“, und schon sitzt er in der nächsten temporären Stelle und wird über kurz oder lang wieder weitergereicht.