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Kastration, muss das wirklich sein?

Egal, ob es sich um Wohnungskatzen handelt oder ob Freigänger betroffen sind: Die Kastration ist bei Katzen dringend anzuraten. Dies betrifft sowohl weibliche als auch männliche Tiere. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen verhindert eine Kastration zum rechten Zeitpunkt die Fortpflanzung. Das optimale Lebensalter für den Eingriff liegt bei etwa 6 Monaten. Um diesen Zeitpunkt herum erreicht die Katze die Geschlechtsreife.

Kastration einer Straßenkatze
Im nächsten Schritt werden die Bauchmuskeln freigelegt. Foto: © Vias Design

Verpasst man den Moment und die Geschlechter finden zueinander, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Nachwuchs ins Haus steht. Aus einem Katzenpärchen wird innerhalb weniger Monate ein ganzes Katzenrudel. Leider sind unsere Tierheime bereits vollgestopft mit herrenlosen Katzen, die alle dringend ein Zuhause suchen. Jede Nachzucht nimmt einem armen Tierheimbewohner ein mögliches Plätzchen weg. Daher sollten Privatleute dringen auf Nachzuchten verzichten, auch wenn sie noch so süß sind. Dieser Verzicht ist echter Tierschutz!

Kastrierte Katzen haben es leichter.

Sie müssen sich nicht ständig Rangordnungskämpfen stellen. Wer einmal einen alten, wildlebenden und nicht kastrierten Kater gesehen hat, der weiß, wovon die Rede ist. Narben und diverse Läsionen wie ausgerissene Ohren und abgeschlagene Zähne zeugen von einem harten Leben unter Artgenossen.

Auf der anderen Seite gibt es die bedauernswerten weiblichen Katzen, die – wenn sie nicht kastriert sind – jeweils zwei Würfe im Jahr durchzufüttern haben und zwischendrin kaum Zeit finden, wieder zu Kräften zu kommen. Das ist das Schicksal unkastrierter Tiere mit Freigang.Auf der anderen Seite stehen die Wohnungskatzen, die andere Probleme haben, wenn sie nicht kastriert sind. Die Kater fangen an zu markieren, wenn sie die Geschlechtsreife erreichen. Das heißt, sie pieseln überall hin, nur nicht ins Katzenklo. Lässt der Besitzer nicht spätestens jetzt schnellstmöglich eine Kastration durchführen, kann es sein, dass der Kater dieses Verhalten nie mehr ablegt. Ein nahezu untragbarer Zustand in einer Wohnung!

Induzierter Eisprung und Dauerrolligkeit

Unkastrierte weibliche Wohnungskatzen hingegen können eine Dauerrolligkeit entwickeln. Dies rührt daher, dass Katzen einen sogenannten induzierten Eisprung haben. Der Zyklus läuft also nur vollständig ab, wenn irgendwann ein Kater daher kommt und die Katze deckt. Bleibt das aus, kann der Hormonzyklus sozusagen stehen bleiben und die Katze ist damit ständig rollig. Da dies häufig von penetrantem Miauen begleitet ist, ist auch dies alles andere als wünschenswert für den Besitzer. Für die Katze ist es ohnehin kein Zuckerschlecken. Was den Eingriff an sich betrifft, brauchen sich Besitzer keine Sorgen zu machen. Katzenkastrationen sind in Tierarztpraxen Routineeingriffe und bei sorgfältiger Arbeitsweise nahezu mit keinem Risiko behaftet.

Kastration oder Sterilisation?

Kastration

Im Unterscheid zur Sterilisation werden bei einer Kastration die keimbildenden Organe, also die Eierstöcke bzw. die Hoden, entfernt. Damit unterbindet man nicht nur die Fortpflanzung, sondern auch das damit verbundene Verhalten wie die Rolligkeit, Kämpfe sowie das Markierverhalten, da von den Keimdrüsen keine Hormone mehr gebildet werden. In der Tiermedizin wird nahezu ausschließlich kastriert und so gut wie nie sterilisiert.

Sterilisation

Im Gegensatz zur Kastration verbleiben bei einer Sterilisation die keimbildenden Organe im Körper. Es werden nur die keimleitenden Wege unterbunden und damit eine Unfruchtbarkeit erreicht. Das Sexualverhalten und der Sexualtrieb bleiben erhalten, weil weiterhin Sexualhormone produziert werden.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.